Die Protagonisten in der Natur - (Wild- und Honig)Bienen
20. Mai 2019 um 20:15
20. Mai 2019 - Heute ist Weltbienentag
Aus diesem Anlass ein kleiner Blick auf die solitären Wildbienen (Hymenoptera Apoidea) und Honigbienen (Apis mellifera).
Der Imker betreibt im Wesentlichen eine „Landbewirtschaftung“. Dennoch ist die Honigbiene eine Art, die als vereinfachter Indikator für viele Umwelteinflüsse angesehen werden kann.
Den Einsatz von Giften, zurückgehende Blühfelder, geschwächte Völker werden in Teilen vom Imker durch die Völkerführung erkannt. Dagegen wird das stille Dahinsiechen seltener Solitärbienenarten nur von wenigen Entomologen wahrgenommen.
Der Imker bedient sich einer Zuchtbiene, wie zum Beispiel der Kärntener Biene (A. mellifer carnica). Früher arbeitete der Imker mit der einheimischen Dunklen Honigbiene (Apis mellifera mellifera). Diese ist heute in Deutschland so gut wie ausgestorben. Sowohl die heutige Honigbiene als auch die frühere Dunkle Honigbiene sind heute aufgrund des eingeschleppten Parasiten, der Varroamilbe (Überträger der Varrose) ohne den Imker selten selbst überlebensfähig.
In der Natur werden Bienenvölker durch Klima, Parasiten, Krankheiten, Nahrungsangebot in ihrer Populationsgröße beschränkt. Der Imker tritt diesen Einflüssen durch Anpassung des Brutraums, Zufüttern in trachtlosen Zeiten (= Zeiten ohne Nektarangebot) und Behandlung mit organischen Säuren, die auch in der Natur vorkommen, entgegen. Zur Eindämmung der Varroamilbe werden vom Imker Ameisensäure (= Vorkommen: Brennessel, Ameisen) und Oxalsäure (= Vorkommen: Schachtelhalm, Sauerklee, Spinat, Rote Bete, Mangold, Rhabarber, Sauerampfer, Nüssen,…) verwendet.
Die Wildbiene reduziert Krankheiten durch geringere Volksgrößen und Schwarmbildung.
Bienen auf Trachtsuche
Durch die Monokulturen in der Kulturlandschaft kommt es in der Bienenhaltung zu Trachtlücken (=nektararme/-freie Zeit) zu bestimmten Jahreszeiten. Die Nektar- und Pollenlieferanten beschränken sich dann auf einige wenige Pflanzentypen. Der Zuchtbiene kommt zugute, dass sie als Generalist ein breites Spektrum an Blüten anfliegt.
Einige Trachtlücken wurden mittlerweile mit Pflanzen geschlossen, die erst seit einigen Jahrzehnten in unsere Landschaft Einzug gehalten haben.
Monokulturen bzw. fehlende Blühflächen beeinflussen die Artenvielfalt negativ.
Eine Honigbiene sammelt ihren Nektar im Umkreis von 1-3 km, in blüharmen Flächen und trachtarmen Zeiten fliegt sie bis über 10 km.
Anders die Wildbiene.
Viele der 560 in Deutschland heimischen Arten (ca. 2.500 Arten in Europa; auch Hummeln gehören dazu) benötigen zur Existenz eine geeignete Biodiversität in einem Umkreis von - je nach Art - wenigen 100 Meter um ihr Nest. Ungefähr ein Drittel der Wildbienenarten leben mit einzelnen Pflanzen in einer Symbiose.
Die Honigbiene ist in neun Arten unterteilt. Acht davon sind in Asien anzutreffen. Die westliche Honigbiene (schwarz-brauner Hinterleib) wird weltweit in der Imkerei eingesetzt und lebt in Völkern mit bis zu 50.000 Tieren. Die Honigbiene sammelt Pollen und Nektar für den Winter, was die Honigbiene für den Imker interessant macht. Die Wildbienen verbrauchen den Nektar unmittelbar nach dem Sammeln.
Der Erhalt der Honig- und der Wildbiene
Unabdingbar ist die Förderung einer struktur- und blütenreichen Landschaft, um Trachtlücken für Insekten zu vermeiden und das vielfältige Pollenangebot zu stärken.
Honigbienen sorgen durch ihre Bestäubungsleistung für höhere Erträge in der Landwirtschaft. Bewirtschaftete Flächen können z. B. mit breiteren Randstreifen versehen werden, da der erhöhte Ertrag die fehlende Fläche kompensiert.
Viele Umweltschützer, Imker, Landwirte, Naturschützer und Naturliebhaber setzen sich für Blühstreifen und generell für eine höhere Biodiversität in der Landschaftsgestaltung und im Naturschutz ein und zeigen nachvollziehbar am Beispiel der Honigbiene welche Auswirkung die Vergrünung und die Monokulturen auf die Insektenwelt hat.
Sie geben Anregungen, wo kleine Blühflächen die Existenz von Wildinsekten sichern können.
Biotope, Biotopverbünde, ökologische Trittsteine oder blühende Grünstreifen an Feld-, Straßen- und Wegesrändern oder auch die Umwandlung eines Kiesgartens in einen Staudengarten sind Etappenziele zur Bewahrung der heutigen Vielfalt.
Wildbienenarten und wie ich sie schützen kann
Traurigerweise wird die Rote Liste dieser gefährdeten Wildbienenarten stetig länger.
Helfen Sie den Wildinsekten daher mit Futter, Nistflächen und Baumaterial.
Anstelle versiegelter Flächen und Kiesgärten im urbanen Bereich bieten Küchenkräuter wie beispielsweise Thymian, Rosmarin, Majoran, Borretsch und Salbei auch ein kleines Nektarangebot im heimischen Garten für Wildbienen. Auch ein Nutzgarten hält mit diversen blühenden Gemüsesorten einiges für die Wildbiene bereit (z. B. Lauch, Zwiebeln, Rosenkohl oder Grünkohl). Wer anstelle von Kirschlorbeer heimische Beerensträucher oder Efeu zur Einfriedung von Grundstücken pflanzt, darf sich bald darauf an diversen Wildbienenarten erfreuen. Die Wildbienen leben als Solitärbienen in Nestern unter der Erde in Lehm und Sandböden. Nistflächen finden sich meist in den „wilden Ecken“ im Garten und auf den nicht bewirtschafteten Randstreifen.Beliebt sind alte Hölzer, lockeres Gemäuer oder stehengelassene Stauden.
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Die europäische Kommission registriert zum 27.5. die Europäische Bürgerinitiative „Rettet die Biene!“.
Nun liegt es an jedem einzelnen von uns, diese Initiative zu unterstützen. Innerhalb eines Jahres müssen mind. 1 Mio. Unterstützungsbekundungen aus mind. 7 Mitglieds-staaten an die Europäische Kommission gesendet werden. Gelingt das, muss die Kommission innerhalb von drei Monaten auf die Initiative reagieren.
Auch auf Landesebene tut sich was.
Hier kann man sich an dem Zulassungsantrag des Volksbegehrens (gem. Artikel 59 Abs.3 der Verfassung des Landes Baden-Württemberg) „Rettet die Bienen“ beteiligen und in Baden-Württemberg die Einbringung des Gesetzesentwurfs „Gesetz zur Änderung des Naturschutzgesetzes und des Landwirtschafts- und Landeskulturgesetzes“ bewirken.
Wichtig ist dabei: Mitmachen!
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