Mobilität mit Mitfahrbänkle
24. April 2019 um 08:29
Unser Verständnis zur Mobilität muss sich komplett wandeln. Der Handlungsdruck besteht nicht nur bei den Fahrplänen des ÖPNV, Kraftfahrzeugantrieben oder Verkehrswegen, sondern auch bei der Umsetzung der mobilitätsbetreffenden Ideen aus den Denkfabriken.
Die Gedanken sind oft nicht neu. Mit neuer Technik und einer gewandelten Akzeptanz in der Gesellschaft werden verschiedene Mobilitätsegmente zu neuen Angeboten verknüpft.
Die Lasten, die man in früherer Zeit nur aus den Metropolen kannte, sind längst in der heilen Welt angekommen. Auch im dünnbesiedelten Breisgau unterliegt man dem Lärm und den Abgasen des Automobilverkehrs, zuzüglich weiterer Nebenerscheinungen wie die Gefahren für die verkehrsschwächeren Verkehrsteilnehmer (Radler und Fußgänger).
Jedes eingesparte Fahrzeug bringt uns der einst heilen Welt wieder ein Stück näher.
Das Mitfahrbänkle
Kaum denkbar, dass man vor einigen Jahren in Broggingen auf einer Bank sitzend auf eine Mitfahrgelegenheit wartet. Und heute stehen wir kurz vor der Umsetzung des Mitfahrbänkle.
Beim Mitfahrbänkle werden Menschen, die sich dort niederlassen, von registrierten, durchfahrenden Autofahrern mitgenommen.
Die Mitfahrbänke werden an mehreren, gut erreichbaren und zentralen Orten aufgestellt (Lebensmittelmarkt, Ärztehaus, Rathäuser, Veranstaltungshäuser, Kirchen, Bahnhof, Freizeitangeboten, …), sodass ein sinnvolles Netz für Fahrer und Mitfahrer besteht.
Grundsätzlich besteht auch die Möglichkeit „mobiler Haltestellen“. Das bedeutet, dass sich Mitfahrer fernab solcher Bänke mit spezifischen, eigens dafür erstellten und deutlich erkenn-baren Accessoires (farblich-gestaltete Westen, Schirm, Einkaufsbeutel ... usw.) am Straßenrand gehend oder stehend zu erkennen geben. Oder man nutzt Ansteck-Button, die man sich im Arztzimmer, im Supermarkt (oder im Wagenstadt-er Dorfladen :-) ) ansteckt. Die Button können dabei farblich gekennzeichnet sein und den Namen des Zielortes tragen. Die Farben stehen hierbei für die Ortschaftsteile in die man fahren möchte.
Autofahrer, die mitmachen, werden an einer zentralen Stelle (z.B. Rathaus) registriert und erhalten für ihr Fahrzeug einen Aufkleber oder Ähnliches, sodass sie gut vom Gehsteig als Teilnehmer erkennbar sind.
Die Bewerbung und Berichterstattung über jegliche Art von Print- und digitalen Medien (Tageszeitung, facebook …) – auch durch jeden einzelnen von uns – ist eines der wichtigsten Bestandteile einer erfolgreichen Umsetzung.
Interessenten muss es z. Bsp. über eine Webseite (Stadt- und/oder separat) möglich sein, dass sie sich außerhalb von diversen Öffnungszeiten über die Teilnahme informieren können.
Eine weitere Darstellung in englischer oder auch weiterer Sprachen hilft unseren Besuchern das Angebot ebenso zu nutzen.
Zu Beginn wird es sicherlich einige Aktionen geben, die die Hemmschwelle des Selbstversuchs heruntersetzen.
Die farbliche Gestaltung der Mitfahrbänkle kann beispielsweise durch Kindergruppen ge-schehen. Durch die Bank „ihres“ Kindes steigt die Akzeptanz bei Eltern und Großeltern automatisch. Wenn Sie eine Idee haben, so treten Sie mit uns in den Dialog.
Auch die Digitalisierung muss hier eine Rolle spielen. Eine unkomplizierte App kann offene Fragen beantworten, Anmeldungen erleichtern und Wartezeiten und Fahrstrecken transparent aufzeigen.
Eine Ergänzung wird der Aufbau des Mitfahrbänkle-Systems im gesamten Gemeindeverwaltungsverband und den Nachbargemeinden über die Kreisgrenzen hinweg sein.
Wir freuen uns sehr auf dieses Projekt.
Denn die Vorteile liegen auf der Hand:
- Im Ergebnis werden wir damit die Umwelt durch weniger Autofahrten ein gutes Stück weniger belasten.
- Bekanntschaften entstehen, wodurch der soziale Zusammenhalt in den Gemeinden gestärkt werden kann.
- Mitmachende unterliegen keiner Verpflichtung.
- Mitnehmen als „Gute Tat“ tut den Mitnehmenden selbst ebenfalls gut.
- Es kann bei geeigneter Bewerbung ein tolles touristisches Angebot sein.
Wir werden uns auf dem Mitfahrbänkle im eigentlichen und auch übertragenen Sinne nicht ausruhen.
Hier für den Moment ein paar Gedanken:
- Beratung von Berufspendlern und Alleinfahrenden; Mitfahrzentralen
- Firmen zur Vergabe von Jobtickets anregen
- Firmen zum Angebot eines oder mehrerer Home-Office-Tage anregen
- Car-Sharing mit zentralem Standort und regelmäßiger Bewerbung
Denn wir wissen, dass in Herbolzheim mehr möglich ist.
Eure
Grüne Liste Herbolzheim
P.S.: Wer demnächst eine Reise (CO2-reduziert mit dem Zug) nach Hannover oder Hamburg macht, sollte unbedingt das „Ride-Sharing MOIA“ ausprobieren. Mit einem Smartphone und der entsprechenden App ist es ein Kinderspiel, sich mit elektrischen Kleinbussen be-darfsorientiert durch die Stadt fahren zu lassen. Die Fahrtenplanungen unterliegen Algorith-men, die immer noch weiter angepasst werden. Etwaige Leerfahrten und Umwege sollen damit bald der Vergangenheit angehören.
Der Einsatz von MOIA in der Millionenstadt Hamburg seit Mitte April diesen Jahres wird von der Universität der Bundeswehr München und dem Karlsruher Institut für Technologie anhand empirischen Analysen betrachtet.
Aus den Ergebnissen werden wiederum Ansatzpunkte entwickelt, um das MOIA-Konzept effizienter in bestehende Verkehrssysteme zu integrieren.
Die universitäre Begleitung wird im Jahr 2020 die ersten Ergebnisse für den Modellbereich Hamburg hervorbringen.
Spannend!